Den Wandel gestalten. Innere Führung ist wichtiges Fundament des soldatischen Selbstverständnisses. Berlin.

 

Das Umfeld des ,,Staatsbürgers in Uniform" hat sich seit Gründung der Bundeswehr bedeutsam verändert. Die Einsätze im Ausland bestimmen ganz wesentlich den Dienst der Soldaten und auch die Neuausrichtung der Bundeswehr zu einer Freiwilligenarmee verändern die Strukturen. Und auch die Führungskultur der Bundeswehr muss sich diesen neuen Bedingungen anpassen. Hans Christian Beck, Generalmajor a.D., und Christian Singer, Oberstleutnant der Reserve, haben diesen Wandel als Anlass für ihr Buch genommen: In diesem betrachten sie das Konzept der Inneren Führung genauer und vertiefen und entwickeln die Idee ,,vom Einsatz her zu denken" weiter. Das Buch ,,Entscheiden ¬ Führen ¬ Verantworten" soll Impulse für eine Diskussion innerhalb und außerhalb der Streitkräfte setzen. Neben einer kurzen historischen Betrachtung und der Darstellung der aktuellen Situation der Inneren Führung, beschreiben zahlreiche Autoren die Anforderungen an eine zeitgemäße Führungsphilosophie der Bundeswehr ¬ vor allem in der militärischen Praxis. So wird die Frage gestellt, ob das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform überhaupt noch gelte und was getan werden müsse, um eine gesellschaftliche Anerkennung zu erreichen. Christian Thiels, Fernsehkorrespondent des ARD-Hauptstadtstudios, macht unter anderem deutlich welche Rolle die Medien auch für die Innere Führung spielen. ,,Das Internet und der damit verbundene globale Informationsaustausch in Echtzeit haben auch für den militärischen Führer und seine Entscheidungen enorme Konsequenzen. Denn alles was er entscheidet, wird zwangsläufig früher oder später an die Öffentlichkeit kommen", so Thiels. Er sagt aber auch, dass gerade Transparenz zu Akzeptanz führe. Dass der Fokus von ,,Entscheiden ¬ Führen ¬ Verantworten" vor allem auf den Einsatz gerichtet ist, macht gerade das letzte Kapitel deutlich. So schildern vorwiegend Soldaten ihre Einsatzerfahrung mit dem Blick auf die Führungsphilosophie. Hauptfeldwebel Stefan Schultze, der bereits viermal im Auslandseinsatz war, erinnert sich: ,,Es war die Ehrlichkeit und die realistische Beurteilung der Lage, welche uns geholfen hat, das Kommende zu meistern." Schultze wurde 2009 selbst bei einem Gefecht im Raum Kunduz verwundet. ,,Die Aufgabe des militärischen Vorgesetzten und Führers ist es, durch Kompetenz, Ehrlichkeit, Ruhe, Gelassenheit, Ernst und Fürsorge die Soldaten zu einer Einheit zusammenzuschweißen", betont er. ,,Entscheiden ¬ Führen ¬ Verantworten" zeigt, dass die Thematik der Inneren Führung für den Soldatenberuf im 21. Jahrhundert komplexer und anspruchsvoller geworden ist. Aber die Konzeption selbst ¬ als nationale Führungskultur ¬ bleibt nach wie vor unverzichtbares Fundament für das soldatische Selbstverständnis. (sja/eb)

Hans-Christian Beck, Christian Singer: ,,Entscheiden ¬ Führen ¬ Verantworten. Soldat sein im 21. Jahrhu n der t"; Miles-Verlag; Berlin 2011; 292 Seiten; 19,80€ ; ISBN: 3-9378-8542.

 

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