Peter Behrens in IF 2/2011
Als erste Soldaten der Bundeswehr betraten sie im Januar 2002 afghanischen Boden. Sie trafen dort auf ein von Talibanherrschaft und Bürgerkrieg zerstörtes Land und seine leidenden Menschen. Sie wurden als westliche Helfer bejubelt und später als vermeintliche Besatzer beschossen und verwundet. Unterwegs auf tagelangen Patrouillen in entfernten Gebirgsregionen, als Scharfschützen, als Sanitäter oder im Alltagsbetrieb im Feldlager.
In diesem Buch berichten 18 Soldaten des Fallschirmjägerbataillons 313 von ihren persönlichen Erlebnissen aus sieben Jahren Einsatz am Hindukusch. Gerade der Teil des Erlebnis- und Erfahrungsschatzes, der nicht bereits in dienstliche Erfahrungsberichte eingeflossen ist, soll, so die anerkennenswerte Absicht der Herausgeber, mit diesem Buch ans Licht gebracht werden. Zum einen, um diesen Teil des persönlichen Wissens zu sichern; zum anderen, um jüngeren Kameraden ohne Einsatzerfahrungen bei der Einsatzvorbereitung zu helfen.
Darüber hinaus erfüllt das Buch in hervorragender Weise den Zweck, dem interessierten Leser außerhalb der Bundeswehr Eindrücke aus dem afghanischen Einsatzalltag zu vermitteln, die in den alltäglichen Medien nicht zugänglich sind. Von herausgehobener Bedeutung sind neben dem Kapitel „Als Soldatin auf Patrouille“ vor allem die beiden Beiträge von im Einsatz verletzten Soldaten. Darin kommt ein Thema zur Sprache, welches noch immer weitgehend in der öffentlichen Diskussion ausgeblendet wird: Tod und Verwundung. Insbesondere Verwundete – aber auch alle übrigen Staatsbürger in Uniform – vertrauen darauf, dass sie mit ihren Problemen ernst genommen werden und auch in der Bevölkerung Gehör finden. Insofern versteht sich das Buch als eine Art vetrauensbildende Maßnahme und ein Gesprächsangebot an den interessierten Leser, der keine Uniform trägt.
(Peter Behrens in Zeitschrift für Innere Führung (IF) 2/2011)
Leseprobe
„Eher schon scheu verhalten sich die afghanischen Frauen: Truppenarztsprechstunde in einem abgelegenen Bergdorf, wo ich zur Betreuung der Frauen eingeteilt war. Sie wurden hierfür in einen separaten Raum geführt. Als ich den Raum betrat, zogen sie sich alle in eine kleine Ecke zurück und kreischten. Ich war völlig überrascht, besonders weil ich dachte, dass sie vor mir als Frau ja keine Angst haben müssten. Doch erstaunlicherweise war genau das der Fall. Natürlich blieb ich nicht allein mit den Frauen, ein Mann war zur Sicherheit immer mit im Raum und als mein LBAT-Arzt bei den Männern fertig war, kam auch er noch dazu. Als die Frauen sahen, wie vorsichtig wir mit ihnen umgingen, und dass wir ihnen nur helfen wollten, wurde ihre Scheu immer geringer.“
Sascha Brinkmann und Joachim Hoppe
Generation Einsatz - Fallschirmjäger berichten ihre Erfahrungen aus Afghanistan
Carola Hartmann
Miles-Verlag,
Berlin 2010,
251 Seiten
ISBN 978-3-937885-25-4