Weitere Rezensionen zu Uwe Hartmann, Innere Führung, Berlin 2007

MGZ 68 (2009)

 

Von Winfried Heinemann


...Dagegen ist der Band von Uwe Hartmann monografisch angelegt, und er arbeitet mit einer klaren Definition von Innerer Führung: Sie ist die „Führungsphilosophie für die Bundeswehr". Hartmann bezieht sich weniger auf Baudissin als auf Clausewitz (er ist selbst Generalstabsoffizier und promovierter Pädagoge), und seine Herangehensweise ist nicht einfach deskriptiv und analytisch, sondern normativ und präskriptiv.
Hartmann benennt klar die Defizite - ein wohltuender Unterschied zu manchen doch eher affirmativen Beiträgen in dem oben beschriebenen Sammelband. Aber der präskriptive Ansatz hat zur Folge, dass dann Appelle und Forderungen folgen, bei denen die Innere Führung häufig den Charakter einer handelnden Person einnimmt: da fordert sie, da macht sie deutlich, da geht sie von etwas aus. Wenn Innere Führung „fordert", dann fordert sie nicht nur die Soldaten, sondern auch die Gesellschaft. Hartmann setzt sich mit dem von Bundespräsident Köhler konstatierten „freundlichen Desinteresse" der Bevölkerung an ihren Streitkräften auseinander - ohne zu ahnen, dass in dem Sammelband von Wiesendahl Heiko Biehl in seinem Beitrag genau diese Annahme anhand präzisen statistischen Materials widerlegt hat. Die Bürger haben kein Desinteresse an den Streitkräften, sondern an der Sicherheitspolitik.
Hartmann verliert in seinem eher philosophischen (Clausewitzschen) Ansatz gelegentlich die Bodenhaftung, will sagen die Rückbindung an die Empirie aus den Augen. Er hat ein programmatisches Buch vorgelegt, das aber den Vorteil einer Monografie hat, systematisch gegliedert zu sein und stringent zu argumentieren. So beschreibt der Autor zunächst die Erfolge der Inneren Führung (die sollte man in der Darstellung der Schwierigkeiten, mit denen das Konzept zunächst zu kämpfen hatte, ja nicht kleinreden!), benennt sodann Defizite und leitet daraus aktuelle Handlungsfelder ab. Handlungsbedarf sieht er nicht nur in den Streitkräften selbst, sondern auch bei Politik und Gesellschaft. Von daher ist ihm ein Buch gelungen, das zugleich enzyklopädisch sein Themenfeld abdeckt und streitbar-unkonventionell neue Ideen entwickelt - ein unbequemes Buch, und daher ebenfalls zu empfehlen.

Prof. Dr. Claus von Rosen in Sicherheit und Frieden, I/2008

Innere Führung nachhaltig aktualisiert

 

Die Jubiläen der Bundeswehr in den Jahren 2005 bis 2007 sind in einigen anspruchsvollen, gelungenen und wegweisenden Fest-Veranstaltungen gewürdigt worden; mit Blick auf deren Fernwirkungen für die Entwicklung von Gesellschaft und Politik und letztlich auch der Bundeswehr selber sind sie jedoch wenig spektakulär verlaufen. Es ist Allgemeingut, dass Nachbesserungen am Bestehenden allein schon lange nicht mehr genügen, um die Bundeswehr als Mittel der Politik für die Aufgaben auf aktuellem Stand zu halten. Allein die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen Deutschlands, in Europa und darüber hinaus seit knapp 20 Jahren stellen die Bundeswehr vor Aufgaben, für die mehr als nur eine schlichte Runderneuerung erforderlich ist. Zusätzlich hat in der Bundeswehr in den vergangenen zehn Jahren ein Paradigmen- und Generationswechsel mit einer pragmatischen Wende eingesetzt, dessen Auswirkungen erst langsam deutlich werden. Die Bundeswehrführung hat daher darüber hinaus und ganz zukunftsorientiert mit dem Konzept Transformation das Signal für einen vorausgreifenden und nie endenden Reform-Prozess gegeben. Dieses Konzept wird in erster Linie mit den äußeren Tatbeständen und Gebebenheiten der Streitkräfte wie Aufgaben, Strategien, Taktik, Ausrüstung und Organisationsstrukturen in Verbindung gebracht; es gilt jedoch mindestens ebenso für die allgemeine Führungsphilosophie der Bundeswehr, die Innere Führung in Konzeption und Praxis.

Streitkräfte und Verwaltung setzen indes ihre Arbeit in verschiedenen Einsätzen und im Heimatgebiet, im Ministerium wie im Alltag der Truppe, in gewohnter Routine fort; und im politischen Feld sowie in der Gesellschaft stehen bereits andere Themenbereiche weiter und wieder im Rampenlicht. Was wird da aus den Rückbesinnungen und Impulsen bei Festreden, Symposien und in diversen Veröffentlichungen bleiben? Das Ob und die generelle Notwendigkeit für die Neuorientierung stehen ja außer Frage; jedoch im Detail von Wie und Was stecken die Probleme: Gibt es einen Nachhall in der Gesellschaft über das „freundliche Desinteresse" hinaus? Wie können Frieden und Sicherheit im weiten politischen Feld praktisch vernetzt gestaltet werden? Und wodurch werden die Anstöße sich nachhaltig auf die praktische Gestaltung des Dienstes in den Streitkräften auswirken können? In diese fragen-würdige Lücke stößt nun Uwe Hartmann mit seinem Buch: Innere Führung - Erfolge und Defizite der Führungsphilosophie für die Bundeswehr.
Miles-Verlag, Berlin 2007.

Hartmann outet sich als Denker aus konservativem Engagement. Dies macht ihn all jenen Lesern zum Gesprächspartner, für die die Innere Führung immer schon als „SPD-Produkt" gilt und die Diskussion darüber in den vergangenen 50 Jahre im Verdacht steht, vorwiegend von eher Linken und Sozialwissenschaftlern geführt worden zu sein.

Hartmanns eigener normativer Ansatz wird bereits an der für ihn insgesamt positiv ausfallenden Leistungsbilanz von 50 Jahren Innere Führung deutlich: Ohne diese Innere Führung wäre im Gesamt von Gesellschaftlichem und Politischem und Militärischem heute vieles ganz anders - unerwünscht oder gar negativ. Er geht dabei viel weiter als die meist verengte Sicht auf die Umgangsformen und Menschenführung in den Streitkräften. Er zeichnet die Erfolgsgeschichte anhand von Aspekten wie Parlamentsarmee, Allgemeine Wehrpflicht, Rechtsstellung des Soldaten, Bildung, Integration und Zusammenarbeit mit den Gesellschaftskräften, aber auch anhand von Themen wie Normenleitung, Wertediskussion, Verantwortung, Kooperation, individuelle Selbständigkeit oder Entbürokratisierung. Dabei führt er grundlegend aus, was durch die Innere Führung gefördert oder gar erst möglich geworden ist wie die Kooperation der Väter der Inneren Führung mit Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft und wie sich das positiv auf die Einsatzfähigkeit und -Bereitschaft in einem völlig veränderten sicherheitspolitischen Umfeld heute auswirkt. Es sei schon eigenartig, dass bei Sicherheitspolitik von „Vernetzung" geredet werde, von Militär als einem Mittel unter vielen anderen, und dabei nicht erkennt würde, dass dies nur möglich ist, weil es so etwas wie Innere Führung gibt.

Dennoch ist dies alles für Streitkräfte in der Demokratie heute weitgehend selbstverständlich oder zumindest als Anforderung akzeptiert. Dabei bleibt Hartmann jedoch nicht unkritisch und erliegt nicht der Gefahr, bloß eine Kopie offizieller ministerieller Verlautbarungen zu präsentieren; vielmehr gewinnt er durch seinen Diskurs mit dem Weißbuch und anderen Verlautbarungen aus den bisherigen Erfolgen eine unabhängige und damit für die Zukunft bedeutsame Position. Es sei nämlich ein Paradoxon (S. 11ff), dass die Innere Führung an ihren Erfolgen leidet (S. 63ff): „Die Innere Führung ist erfolgreich und über diese Erfolge muss immer wieder gesprochen werden. Es ist daher wichtig, die Debatte über die Innere Führung zu intensivieren. Politik, Gesellschaft und Bundeswehr sollten hier gemeinsam an einem Strang ziehen. Die bereits in Gang gebrachten sicherheitspolitische Debatte bietet dafür viele Anknüpfungspunkte." ( S. 66)

Ebenso konservativ ist seine kritische Frage nach einer Definition von Innerer Führung (S.70). Er macht das immer wieder von Seiten der Praktiker angemahnte Defizit deutlich. Seine Ausführungen verweisen dann jedoch in eine ganz unerwartete, weil pädagogisch-praktische Richtung: Die Fragen zu Definitionen seien heute in erster Linie an Politik und Gesellschaft zu stellen. Für Innere Führung als System enormer Komplexität „von der großen Politik bis zur Selbsterziehung des Einzelnen" gibt es keine schlicht formulierbaren Sätze, sondern nur Orientierungshilfen im Sinne eines Kompasses. Wichtiger als jede offizielle und damit verbindliche Definition sei nämlich, dass Politik, Gesellschaft und Bundeswehr im Gespräch darüber bleiben, was Innere Führung ist und von ihnen fordert." (S. 85)
Für einen derartigen Dialog bietet er „orientierende Umschreibungen" zu fünf Aspekten an, die die Praxis von Innerer Führung ausmachen: 1. soll Innere Führung dem Soldaten bei der Erfüllung seiner Aufgaben helfen; 2. verdeutlicht sie ihm die Komplexität seiner Aufgaben; 3 fordert sie, den Soldaten stets als eine selbstverantwortliche Person zu behandeln; 4. bindet sie das Handeln des einzelnen Soldaten an die Werte und Normen des Grundgesetzes und fordert 5. den Soldaten auf, aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft sowie an der Transformation der Bundeswehr mitzuwirken.

Hartmann scheut sich auch nicht, die Defizite der Inneren Führung anzugehen, dabei - gut konservativ - Tabu-Themen aufzugreifen und mit gewagter Zuspitzung bis an die Grenzen von political correctness zu gehen: Er betont z.B. von Anfang an, dass Innere Führung immer einsatzorientiert ist, das bedeute auch Kriegseinsatz (S. 80); daraus ergibt sich, dass mit Einsatz immer ein politischer Zweck: Freiheit und Frieden zu verbinden ist und der Menschen im Mittelpunkt allen Handeln und Denkens steht (S.7). Er weist dabei auf einen blinden Fleck hin, dass Begriffe wie Krieg und Kampf im Sprachgebrauch der Bundeswehr weitgehend verschwunden seien oder zumindest nur noch zögerlich Verwendung finden. Andererseits macht er am Beispiel Kosovo 1999 deutlich, dass in bestimmten Situationen erst militärische Gewaltanwendung die Voraussetzungen für Stabilität und Wiederaufbau schaffen. Daraus müsse sich ein neues Selbstverständnis im Sinne des Staatsbürgers in Uniform ergeben. (S 173)

Wie vorsichtig heute das Thema Integration von Gesellschaft und Bundeswehr aufzunehmen ist, hat die Formulierung des Bundespräsidenten vom „freundlichen Desinteresse" der Gesellschaft gegenüber dem Militär deutlich gemacht. Daher sei nicht nur vor einer Entkoppelung von Gesellschaft und Streitkräften zu warnen(S.9), sondern besonders vor einem erheblichen gesellschaftspolitischen und damit praktischen Problem, einem Rückfall des politischen Verständnisses in die Zeiten der Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts.

Ein anderer fast tabuisierter Begriff ist Soldatische Erziehung. Viel gescholten bis diffamiert, steht dieser Ansatz gegen eine breite Ablehnungsfront aus so unterschiedlichen Kräften wie Ministerialbürokraten bis Antiautoritären aus dem 68er Erbe. Für Hartmann ist soldatische Erziehung nicht „Nach-Erziehung", keine Reparatur für gesellschaftliche Defizite; sie verfolgt vielmehr eigene positive Ziele, die sich aus dem militärischen Auftrag ergeben. Sie wendet sich an jeden Soldaten, d.h. ebenso an die Generale wie an die Schützen. Sie ist indirekte wie auch Selbsterziehung, für die die äußeren Rahmenbedingungen des militärischen Dienstes so zu gestalten seien, dass sie das Verantwortungsbewusstsein des Soldaten systematisch fördern.

Hartmann erweist sich aber auch als klarer kritisch-analytischer Denker auf aktuellem Sachstand und mit breit-fundiertem Grundwissen, wie andere Veröffentlichungen von ihm schon gezeigt haben. Er scheut nicht die Auseinandersetzung mit Denkern aus den verschiedensten Bereichen und Lagern, sondern lehnt sich genauso an konservative Vertreter von Karst und Meissner über Millotat und(Hanno) Graf v. Kielmannsegg bis zu Walter an und andererseits an die „viel gefürchteten" Sozialwissenschaftler und Lehrer von Hamann bis Kutz. Es geht ihm um Strukturierung von Problemfeldern und deren Durchdringung. Dadurch entgeht er der Gefahr, bloß die einfache und militärpraktische Verwertungsfrage nach Ziel und Ergebnis zu stellen. Er befasst sich eingehend mit Fragen wie vernetzte Sicherheit, Wehrstruktur versus Privatisierung, vertiefte Integration, Selbstbild sowie Leitbild, bundeswehreigene Tradition, Partnerschaft, Kooperation, Erziehung, Selbsterziehung und Sozialisation zum demokratischen Staatsbürger mit Aspekten wie Verantwortung, Ethik und Recht. Dies macht ihn zum Gesprächspartner im interdisziplinären Dialog über manche festgefügten Grenzen hinweg.

Er unterscheidet auf analytischer Ebene vier generelle Themenfelder von Innerer Führung (S. 12): 1. Politik, Gesellschaft und Bundeswehr, 2. Transformation als Führungskultur und nicht bloß als Organisationsverfahren, 3. Berufs-/ Selbst-/ Leitbild Staatsbürger in Uniform und 4. militärisch - zivile Tradition und Ethik (S. 184). Ganz im Sinne von Graf v. Baudissin, dem Schöpfer der Konzeption Inneren Führung, stellt er sich praktisch wie in Theorie, nicht die Unterschiede wegzudiskutieren, sondern zwischen den verschiedenen Positionen die Gemeinsamkeiten zu suchen und den Willen zur Kooperation zu unterstützen. Dadurch können die vorhandenen, aber komplementären Unterschiede sich ergänzen. Er bemüht sich damit, die Innere Führung aus dem Richtungsstreit herauszuholen: Lupenreine Reformer sind ihm gleichermaßen suspekt wie lupenreine Traditionalisten. Daher warnt er auch die bisher als progressiv geltenden Protagonisten, Gefahr zu laufen, schnell zu den neuen Traditionalisten zu werden.

Die vorliegende Analyse der Inneren Führung bietet sich damit politisch höchst aktuell für Beratung und Dialog im Feld des Politischen an. Befreit aus dem Korsett und von gelegentlich wohl desillusionierenden Erfahrungen mit der Komplexität des politischen Apparateswerden hier deutliche Erwartungen an Politik und Gesellschaft aus Sicht der Inneren Führung formuliert nach dem Motte: Man könne Sicherheits- und Verteidigungspolitik einfach nicht mehr dem Zufall überlassen; dazu - und nicht nur wegen des Wohls der Soldaten - sei die Sache zu ernst.

Am Anfang der Bundeswehr hatte das sogenannte Handbuch Innere Führung gestanden, keine Vorschrift mit eng auszulegenden Vorgaben für das jeweilige Handeln, sondern als „Hilfe zur Klärung der Begriffe" und darüber hinaus als Orientierungshilfe für das neue Wie der Führung in den Deutschen Streitkräften. Uwe Hartmann ist es wohl als erstem gelungen, genau diese Hilfe zur Orientierung nun für eine Armee der Transformation aktualisiert und nachhaltig fortzuschreiben. Dabei ist in seinen Ausführungen unverkennbar geworden, dass und wie viel von den Ansätzen aus den 50er Jahren trotz der damals virulenten Kontroversen mittlerweile selbstverständlich geworden ist. Es ist sehr zu wünschen und zu hoffen, dass Hartmanns Gedanken auf den durch die Praxis der Innere Führung vorbereiteten fruchtbaren Boden fallen und in Gesellschaft, Politik und Streitkräften zu einem fruchtbaren Dialog führen.

 

 

Einsatztauglich

Die Innere Führung ist ein „weites Feld", um mit Fontane zu sprechen, vielleicht ein zu weites Feld für ein schmales Paperback. Für viele ist sie noch immer ein nebulöser Begriff. Uwe Hartmann hat es geschafft, in einer schnörkellosen Sprache, mit klaren Argumenten und mit Hilfe einer sauberen Gliederung das Thema Innere Führung kompetent so auf zu schließen, dass auch ein militärischer Laie Konturen findet, um sich mit den vielfältigen Facetten dieser Führungsphilosophie zu beschäftigen. Er spannt den Bogen von den Vätern der Inneren Führung Wolf Graf von Baudissin und Johann Adolf Graf von Kielmansegg, sowie Ulrich de Maizière, die in den 1950er- Jahren den Neuanfang der Bundeswehr konzipiert haben, beschreibt die Erfolge in den sechs Jahrzehnten Bundeswehr in der Demokratie, beschreibt Defizite und Wirkungen und stellt die Handlungsfelder der Inneren Führung in den aktuellen Rahmen von Transformation, Veränderungen in der strategischen Diskussion - unter dem Schlagwort „Revolution in Military Affairs" bekannt - und der aktuellen Diskussion um Kampfeinsätze der Bundeswehr in Afghanistan. Hartmann lässt kein brisantes Thema aus und geht auch komplizierten Fragestellungen nicht aus dem Weg.

Er lässt an keiner Stelle Zweifel über seine Position aufkommen, trotz oder obwohl er die Kritik an der Konzeption nicht unterschlägt. Er setzt sich mit den immer noch zahlreichen Zweiflern an der Inneren Führung auseinander und plädiert für einen offensiven Disput. Dabei verweist er nicht ohne Stolz auf die enge Verzahnung von Gedanken der preußischen Heeresreformer mit den Grundlinien der Inneren Führung hin, die er damit in eine Reihe der großen militärischen Ideengeber stellt.

Die Selbständigkeit der Soldaten ist ein Anliegen der Konzeption Innere Führung. Die Selbstverantwortung des Soldaten für den Erfolg im Gefecht hatte schon Scharnhorst 1782 erkannt. Hier treffen sich zum Beispiel die Linien von Preußens Reformer und den Vätern der Inneren Führung im Deutschland der 1950er- Jahre. Selbstverantwortung, Erziehung zur Verantwortung und bestmögliche Einsatzbereitschaft der Armee ziehen sich als roter Faden durch Hartmanns Buch. Deshalb plädiert er engagiert für eine Reform der soldatischen Erziehung, die schon ein Grundanliegen Baudissins in den Anfangsjahren der Bundeswehr war. Hartmann fragt, was Erziehung heute für die Soldaten der Bundeswehr bedeutet und zeigt Chancen und Grenzen auf. Sein Credo lautet folgerichtig: „Heute, in der Armee im Einsatz, ist Erziehung zur Verantwortung wichtiger denn je."

Die Bundeswehr geht schweren Zeiten entgegen. Es wird Konflikte geben, die Kampfeinsätze nicht ausschließen. Um die Bündnissolidarität nicht zu gefährden, darf es deshalb nicht zweierlei Qualitäten geben: Kampftruppe oder bewaffnete Aufbauhelfer. Soldaten müssen sich auf beides Vorbereiten, um das breite Spektrum von Herausforderungen bewältigen zu können. Die Konzeption Innere Führung wird die Bundeswehr dabei begleiten.

 

Dr. Moerchel in IF 1/2008